12
Apr
2016
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Von Moc Chau nach Phat Diem

Wieder ein Tag, an dem wir alle etwas länger schlafen “dürfen”.
Es ist herrlich, in einem hellen Zimmer wach zu werden, anstatt – wie viele Tage zuvor – in der Dunkelheit aus dem Hotel zu gehen.
Aber: wir sind ja auch nicht in einem Hotel, sondern noch immer in der Teeplantage in Moc Chau.
Heute wird ein Reisetag – vermutlich weniger aufregend, dennoch bin ich vorfreudig, denn langweilig war es bislang noch nie.

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Nach einem guten Frühstück verlassen wir die Containersiedlung und verladen unser Gepäck in den Tourbus. Auf der Fahrt hängen wir verträumt in unseren Sesseln herum, manchmal mit geschlossenen, manchmal mit offenen Augen. Die vom Nebel verzauberte Landschaft ist unglaublich mystisch, erst ein kurzer Stop am Straßenrand und der Ausblick auf einen Kaffee lässt uns wach werden.

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Bald darauf halten wir erneut, ein kleiner Laden mit seinen handgefertigten Kleiderstücken lädt uns ein, etwas Geld für Mitbringsel auszugeben.

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Nachdem Heiko weder der Kaffee noch das Frühstück am Morgen restlos glücklich machen konnte, brummt nicht nur sein Magen, sondern auch er.

Abhilfe verschafft eine Pho, die hier typische Suppe, die nur an einer Tageszeit gegessen wird, nämlich: Jeder!
Dieses Mal sind wir in einer – für uns – ganz speziellen Pho-Küche gestoppt, hier wird nämlich auch Hund verkocht und serviert.
Ly hat erbarmen mit uns und bestellt die Suppe ohne Hundefleisch, wir sind nicht undankbar darüber und genießen das Essen.

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Vor wenigen Tagen wäre es für mich nicht erklärbar gewesen, wie man nur einen Gedanken daran verschwenden kann, einen Hund zu verkochen.

Mittlerweile hat sich das geändert – keine Sorge, mein Hund zu Hause wird nicht in Angst und Schrecken leben müssen, wenn ich wieder zurückkomme. Hier aber wird kein Unterschied gemacht – egal ob Hund, Katze, Schwein oder Kuh, was die Natur gegeben hat, wird gleich behandelt.
Als Vegetarier kann man hier durchaus sehr gut leben und fantastisch essen – üblich ist es jedoch nicht. Jeder ist Fleisch, und da bleiben auch Hund und Katz nicht verschont.

Gestärkt geht es weiter, das Tagesziel ist noch nicht erreicht.
Es folgen wieder viele Gespräche während der Fahrt, bei der jeder seinen Gedanken freien Lauf lassen kann und wir alle mitdiskutieren, Ideen finden und wieder verwerfen, philosophieren, kreativ sind.
Die Dynamik in der Gruppe ist eine pure Freude, wir alle sind gleichgestellt und jede Meinung ist wichtig. So gibt es keine Hemmschwellen, jeder spricht offen über Sorgen und Ängste, und sofort gibt es Antworten und Tipps.
Ich könnte stundenlang einfach nur dasitzen und zuhören, selbst wenn ein Thema besprochen wird, das mich jetzt nicht ganz so brennend interessiert, ist immer etwas lehrreiches dabei.

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Die Autofahrt vergeht wiederum wie im Flug, und schon bald sind wir am Etappenziel, Phat Diem, angelangt.

Wir entladen den Bus und bringen die Sachen in unser Zimmer, danach treffen wir uns auf einen Kaffee und ziehen durch die Stadt.

Diesmal bin ich mit Marc und Anne unterwegs, ziellos und etwas “fotomüde” finden wir nicht so richtig unsere Themen, was aber gar kein Problem ist.
Bald schon werden wir von einer Schar von Kindern “verfolgt”, wir machen Fotos von ihnen, drucken diese aus und schenken nicht nur die Bilder, sondern auch viel Freude.
Es ist schön, im “Geben” zu leben und nicht immer nur den eigenen, persönlichen Nutzen in den Vordergrund zu stellen.
Unser Herz ist voller Kinderlachen.
So sieht ein perfekter “Urlaubstag” aus – glücklich und letztendlich doch auch müde ins Bett zu gehen mit dem Wissen, fremden Kindern, die ich nie wiedersehen werde, durch eine kleine Geste einen wunderschönen Tag gemacht zu haben.

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Text und Fotos: Andreas Graf
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