Die Halongbucht- eine Liebesgeschichte
Wenn am Abend eine mausgroße Kakerlake unter dem eigenen Bett verschwindet, ist der Tag normal meist gelaufen. Wenn man aber den Tag mit einer großen Liebe verbracht hat, wird die Kakerlake nur ein kurzer Augenblick in einer Verkettung glücklicher Momente sein, der wenig tangiert oder erschreckt. Diese Liebe heißt „Vịnh Hạ Long“ (Halongbucht) und sie hat sich direkt und ohne Kompromisse in mein Herz geschippert. „Nebel“ so der Wunsch, den wir alle schon Tage zuvor ans Universum geschickt hatten. Und unser Wunsch sollte erhört werden als wir das Boot für den Tag bestiegen und so ergriff die magische Wasserlandschaft sofort Besitz von meiner Seele. Stolze Felsnadeln ragten hoch in den Himmel empor, grüne Hügel inmitten stahlgrauem spiegelglatten Wasser und schwimmende Fischerdörfer zogen vorbei. Leben, Essen und Schlafen, alles findet in den auf Fässern und Holzplanken gebauten Städten statt. Ein Leben, welches durch seine Einfachheit berührt und trotz des Seeganges unfassbar erdend und befreiend wirkt.
Und dann sind da noch die Menschen, die Menschen drumherum und die Menschen, die mich nun tagtäglich begleiten. Eine Gruppe, deren Dynamik, Zusammenhalt und Empathie schier magisch scheint. Die wie ein einziges Lebewesen durchs Land mäandert, Herz und Seele in gerechten Portionen untereinander aufgeteilt. Geleitet von unserem Steuermann Steffen gleiten wir durch tiefe Gewässer, umschiffen Berge und wachsen groß genug, um Hürden mit Anlauf zu überqueren. Er leitet, ohne zu dirigieren, vermittelt, ohne zu belehren und inspiriert, ohne zu dogmatisieren. Mit großem Herz und weit geöffnetem Einblick in die eigene Seele, sodass wir verstehen lernen, was doch so naheliegt. Ly, die sich liebevoll um unser Wohlergehen kümmert, die sicher manövriert, resolut verhandelt und im rechten Moment tröstet. Mit unverrückbarem Stil und Würde, die uns Sicherheit und Halt vermittelt. Heiko, unser immer hungriger Bär auf der hintersten Busbank, unser Fels in der Brandung, dessen Magenknurren uns immer wieder heiter und froh stimmt und mit natürlicher Faultierhaltung uns immer wieder auf die Erde zurückholt. Und unser Fahrer Hung, der uns sicher und gelassen durch den treibenden Verkehr Vietnams geleitet. Und dann sind da noch meine Mitreisenden, die Menschen, die zu Beginn der Reise genauso unsicher, neugierig, abenteuerlustig und wissensdurstig waren wie ich. Wir sind alle gewachsen, über uns hinaus und eng miteinander. Seite an Seite, mit einem unsichtbaren Band verbunden, ohne gefesselt und eingeengt zu sein. Kein Moment, in dem einer einsam seinen Weg beschreiten musste, es sei denn, er wollte den Moment für sich alleine. Mit ungesprochener Kommunikation, geschärften Sinnen für die Belange der Anderen und wider jeglichem Neid oder Missgunst. Zuhören, mitreissen, beraten, trösten, mal streicheln und in den Arm nehmen. Taschentücher reichen oder mit Lachen anstecken- aus tiefstem Herzen, jeder für jeden, alle für alle. Jo-Jo, unser Mopedsupermann, neugierig, angstlos und voller Tatendrang, der mit einem Schlag ein bedeutendes Ziel für sich manifestierte. Meine liebe Anne, die von uns allen wohl den größten Schritt gegangen ist, die jeden Tag ein Stückchen aufrechter lief, derer Gesichtszüge sanfter und deren Blick von Stunde zu Stunde abenteuerlustiger wurde. Mit einem Ziel, wieder ihr eigenes Königreich zu leiten und sich nicht von anderen regieren zu lassen. Marc, der uns alle mit seiner Zielstrebigkeit beeindruckte, der aber auch nach und nach Fesseln und Konventionen ablegte und spätestens nach einem kleinen Schläfchen auf dem warmen Betonboden von Moc Chau wieder der Marc war, der er schon immer sein sollte, wie mir scheint. Yannick, unser Quoten-Lichtensteiner, ein Stehaufmännchen hoch 10. Der sich den Kopf am festen Holzbalken hart anschlägt, tonnenweise Baustaub schluckt oder sich sämtliche Ellenbogen hart anhaut, dann kurz die Äuglein zusammenkneift, um den Schmerz dann einfach wegzulächen. Auch wenns noch so wehtut. Der voller Tatendrang auf höchste Leitern klettert, um seine Ziele zu erreichen und voller Freude der eigenständigen Zukunft entgegen sieht. Und Andy, unser regenbogenfarbener Blickfang, mit dem man selten pausenlos voranschreiten kann, da immer wieder Stops zum“Selfimachen und Irostreicheln“ eingeplant werden müssen. Aber immer dabei mit offenem Herzen, liebevoller Empathie und stabiler Bodenhaftung- seine seelenvolle Zukunft fest im Auge.
Und inmitten diese wundervollen Menschen bin ich, jage Schmetterlingen hinterher, lasse mich mittreiben, erfreu mich an jedem Moment, sauge auf, sammele Augenblicke und Momente wie ein Perlentaucher sein wertvolles Gut.
Ihr wundervollen Menschen, ich habe euch tief in mein Herz geschlossen, jeden einzelnen für sich alleine!
In Liebe, Katrina
www.katrinafriese.de
#abenteuervietnam #mega
Pingback : Der Stilpirat » Wochenrückblick (9) – Place to be
oh das hört sich wirklich wahnsinnig schön an!