14
Mrz
2016
5

Halbzeit

„Hattest du es dir so vorgestellt?“ will Ralf heute von mir wissen. Gute Frage! Wir sind schliesslich die erste Truppe, die dieses „Abenteuer Vietnam“ in dieser Form unternimmt. Und ich musste für meine Antwort echt nicht lange überlegen. „Nein!“ schoss es aus mir raus, „Es ist wesentlich besser als alles, was ich im Kopf hatte!“ Natürlich kann man viel vorbereiten, wie es dann jedoch später in der Praxis aussieht, ist ja immer noch mal was anderes. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir so intensive, abwechslungsreiche und vielschichtige Erlebnisse teilen. Allein zu reisen hatte für mich immer den Vorteil des „kompromissfreien“ und „unauffälligen“. In einer Gruppe – gerade so einer Fotoverrückten – muss man natürlich mehr Geduld aufbringen und größere Toleranz üben. Man fällt schneller auf, ist „sichtbarer“ – und das bei einem fotografischem Thema wie der Reportage. Doch was die Truppe hier leistet, wie sie über sich selbst hinaus- und zusammenwächst, wie jeder sich nach und nach öffnet und die anderen annimmt, ist eigentlich genau das, was ich erhofft hatte, das es jedoch mit dieser Intensität passiert, übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Die bisherige Tour hatte keine Höhepunkte, weil alles ein einziger Höhepunkt war. Wir erleben die Tage hier wie im Rausch und liegen uns immer wieder im Arm und starren uns mit Wasser in den Augen an. Es wird gelacht und geweint, gelitten und gestritten, wir überschreiten unsere eigenen Grenzen und saugen jede Minute auf. Obwohl wir jeden Tag allerspätestens immer um 6 Uhr aufbrechen (gern auch mal um fünf), ist die Kondition ungebrochen…

Wir sind heute von Điện Biên Phủ nach Mộc Châu gefahren. Eine Strecke mit ganz zauberhaften Eindrücken. Unser Weg führte über einen nebligen Bergpass, für den offenbar das Wort „mystisch“ erfunden wurde. Als wir in einem kleinen Dorf hielten, um uns die Beine zu vertreten, waren wir – wie so oft – Mittelpunkt und Anlaufstelle der Einheimischen – in diesem Falle: der ethischen Minderheit, die in diesem Gebiet leben. Wir hatten jede Menge Kindersachen aus Deutschland mitgebracht, um genau für diesen Fall wenigstens ein bisschen von dem zurück zu geben, was wir von diesem wundervollen Land bekommen. Und die Blicke und Gesten der Einheimischen machten uns unfassbar glücklich und jeder von uns wurde ein ganz kleines bisschen stiller. Beseelt kamen wir am Nachmittag in Mộc Châu an und wenn wir das Wort „mystisch“ nicht schon zu oft benutzt hätten, würden wir es spätestens hier tun. Was für ein toller Ort! Inmitten von Teeplantagen bezogen wir unser Quartier und wuschen uns für ganze zwei Tage den Staub aus den Gliedern. „Ausschlafen“ (7 Uhr), Frühstücken und dann ein bisschen Mindclass im nebeligen „Irgendwo in den Bergen“ von Mộc Châu… Habe ich das Wort mystisch schon benutzt??

Mein Spaziergang mit den Jungs der Truppe an der Hauptstrasse von Mộc Châu entlang war eine Flut an Motiven. Aus dem Neben tauchten immer wieder neue Motive, die ich allerdings die meiste Zeit mit der analogen Widelux festhielt. Hier dennoch ein paar Testshots aus meiner kleinen Ricoh GRII, die ich als „immerdabei“ Kamera mithabe.

Text und Bilder Steffen Boettcher: www.steffenboettcher.com
mehr auch unter: www.stilpirat.de
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5 Responses

  1. Ich kann nicht beschreiben wie toll ich das finde was ihr da macht und wie sehr ich euch beneide.
    Viel Spaß noch und viele schöne Momente und Begegnungen!
    LG Nikolaus

  2. Lieber Steffen,

    deine Zeilen zu lesen ist immer wieder eine Wonne. Ich spüre förmlich die Magie die dich packt, so wie sie mich immer packt, wenn ich in Asien unterwegs bin. Deine Fotos sprechen wie immer für sich. Ich wünsche dir weiterhin eine tolle Reise, viele mystische Orte, einprägsame Kontakte und herrliche Motive, die wir auf deinen Fotos wieder finden.

    Herzliche Grüße
    Barış

  3. Moin! Wirklich fantastische und sehr stimmungsvolle Eindrücke, die ihr da teilt. Hoffentlich geht die Reise so positiv für euch weiter! VG, Alex

  4. Hallo Steffen,
    ganz toll, was du da auf die Beine gestellt hast. Gerne lese ich, wie es euch noch ergeht.
    Vietnam ist einfach ein schönes Land und die Menschen sind noch schöner.
    Aber es ist eigentlich (fast) egal, wo man sich aufhält, solange man an deinem Wahlspruch „life is about saying yes!“ festhält, kann man überall auf der Welt eure Erfahrungen machen. Uns geht es grade in Beijing ähnlich.
    (Übrigens, ist „ethische Minderheit“ mit Absicht so geschrieben?)
    Herzlichen Gruß, Jochen