9
Mrz
2016
4

Hanoi – Eindrücke im Sekundentakt

Ja, auch ich bin jetzt in Hanoi. Aber ich frage mich, ob ich auch schon wirklich angekommen bin? Ich glaube nicht. Drei Tage ist es jetzt her, dass ich aus dem Flugzeug ausgestiegen bin und die Eindrücke stürzen im Sekundentakt auf mich ein. Ich war noch nie in Asien und dann ist meine erste Begegnung Hanoi. Mein Abenteuer Vietnam hat begonnen.

Hanoi ist eigentlich kaum zu beschreiben, ich suche gerade nach Worten die ein bisschen einen Eindruck vermitteln könnten. Sie ist so anders, so laut und bunt, so eng und stickig, es ist Hanoi, es ist fantastisch! An jeder Ecke strömen die unterschiedlichsten Gerüche in meine Nase, einmal Gute, einmal weniger Gute. Nur ein Geruch ist immer präsent: der Smog der Abgase, der mir immer wieder das Atmen schwer macht. Der allgegenwärtige Mundschutz der Vietnamesen wundert mich nicht mehr. Wenn man durch die Straßen geht, hat man das Gefühl ein Teil dieses unendlich flieflenden Stromes an Menschen zu werden. Verkehrsregeln gibt es vermutlich nur auf dem Papier und sie werden hier eher frei interpretiert. Irgendwie scheint jedoch es auf magische Weise zu funktionieren. Die Dichte des Verkehrs verlangt aber meinen Sinnen einiges ab und die erste Straßenüberquerung in der Hauptverkehrszeit gleicht einer Mutprobe. Nicht stehen bleiben und immer langsam weiter gehen, so die Theorie. Aber es kostet mich Überwindung, einfach in dieses Verkehrschaos hineinzulaufen. Aber wenn ich auf die anderes Seite will, bleibt mir keine andere Wahl. Also Augen auf und durch. Ich laufe brav und gleichmäßig weiter, obwohl es um mich herum knattert und hupt. Und plötzlich bin mitten drin und es funktioniert. Die Autos und Mopeds (und ja, es sind wirklich viele Mopeds) schlängeln sich um mich herum und ich komme tatsächlich sicher an.

Obwohl die Tour erst heute offiziell startet, kümmern sich Steffen, Ly und Heiko schon am Tag davor so wunderbar um uns, dass meine erste Unsicherheit relativ schnell verflogen ist. So sind die ersten beiden Tage wie im Flug vergangen, ich bilde mir ein zumindest schon mal einen kleinen Überblick zu haben und finde auch nach einem längerem Solo-Streifzug durch die Straßen den Weg wieder selbstständig zurück zum Viethouse. Die Stadt lebt und pulsiert an jeder Ecke, überall wird gekocht und gegessen, verkauft und gehandelt. Es wird alles angeboten was man sich nur vorstellen kann. Eigentlich hätte man mit leerem Koffer fliegen können, um dann alles erst einmal hier einzukaufen. Auf der einen Straflenseite schweißt ein Mann barfuß irgendetwas zusammen und gegenüber schiebt eine Frau ein völlig mit Blumen überladenes Fahrrad an einem T-Shirt Laden vorbei. Gleich daneben wird rohes Fleisch direkt neben einem Moped verkauft und um die Ecke kocht eine Mutter gerade ihrem Kind das Essen auf dem Gehsteig. Es scheint endlos zu sein, denn ich entdecke immer wieder etwas Neues, das mich staunen läßt.

Aber eines ist sicher, das vietnamesische Essen ist sensationell und von diesem leckeren „Schokodingens“ zu dem uns Steffen regelmäßig verführt will ich gar nicht erst anfangen. Ich habe mich die ersten Tage treiben lassen, habe erste Handelversuche beim Einkaufen hinter mir und wurde gleich vom ersten Taxifahrer übers Ohr gehauen. Meine blonden Haare, meine blauen Augen und die helle Haut – ich falle überall sofort auf und es ist eine intensive Erfahrung einmal diejenige zu sein, die anders ist.

Nach der ersten Einführung von Steffen und der Präsentation unserer Themen / Klammern wird mir schnell klar, dass echt richtig viel Arbeit vor mir liegt. Mir ist das Genre der Reisereportage völlig neu und es wird bestimmt kein Spaziergang werden. Aber und ich freue mich darauf, versuche mich allen Herausforderungen zu stellen und werde mich sehr oft außerhalb meiner Komfortzone bewegen müssen. Ich werde aber versuchen, meine Komfortzone so oft wie es geht zu verlassen, in der Hoffnung, dass diese für mich völlig fremde Situation eben nicht mehr außerhalb, sondern innerhalb meiner Komfortzone liegt. Gerne habe ich den Kreativvertrag unterschrieben. Schon in den ersten Tagen geizt Steffen nicht mit Informationen und Tipps. Und es liegen noch ganze zwei Wochen vor uns…Die ganze Gruppe ist ein Traum. Obwohl wir uns nur einmal zuvor bei Steffen in Buchholz getroffen hatten, war es wie ein Wiedersehen mit alten Freunden. Als würden wir uns schon lange kennen. Schon jetzt sind die gemeinsamen Essen und Gespräche so unglaublich inspirierend und das „Wir“ ist deutlich zu spüren. Wie stark wir wohl noch zusammen wachsen werden?

Fotografieren? Achja, das habe ich in diesen ersten drei Tagen natürlich auch schon versucht. Aber bisher kann ich erst mal nur mit ein paar Schnappschüssen dienen, da mein Mund von allen Eindrücken immer noch so weit offen steht und ich erst einmal alles ein bisschen verarbeiten muss, bevor ich mich wirklich ersthaft damit beschäftigen und mich meinem Thema konsequent widmen kann. Aber das dauert sicher nicht mehr allzu lange…

Text und Fotos: Tanja Ghirardini www.taghira.de

TGP-6100067 TGP-6100074 TGP-6100104 TGP-6100114 TGP-6100147 TGP-6100161 TGP-6100275 TGP-6100315 TGP-6100322TGP-6100350 TGP-6100352 TGP-6100354 TGP-6100362 TGP-6100364 TGP-6100431 TGP-6100451 TGP-6100452

 

8 Responses

  1. Andrea Gekeler

    „Hut an Wand“ ist nach meinem Geschmack schonmal der Hit!

    Ich war zwar schon in Vietnam, doch das ändert nichts daran, dass ich Euch, um es mal vorsichtig auszudrücken, ein „klitzkleinses“ Bisschen beneide – im GEGENTEIL. Ich wünsche Euch viel spaß und freu mich auf die Blogbeiträge und die Bilder.

  2. Da wird das Reisefieber in mir geweckt, muss wohl auch mal wieder ne Rucksackwoche in den Schäduller reinbringen. Aber viel mehr noch warte ich aber auf die Analogaufnahmen… die Schnappschüsse sind schon gut, aber wenn du dir für’s Foto richtig *Zeit* nimmst, lieber Steffen, dann könnten großartige Dinge passieren… Dzô! 🙂

  3. Liebe Tanja,

    mit Interesse und Staunen habe ich dein Post gelesen, wow, das klingt tatsächlich nach einem großen Abenteuer und tollem Erlebnis! Ganz viele spannende Momente wünsche ich dir und natürlich der ganzen Truppe noch. Ich bin sicher du bringst ne Menge guter Erinnerungen, tolle Eindrücke, berührende Erlebnisse und gute Bilder mit.
    Pass auf dich auf!
    Ganz lieber Gruß aus Deutschland,
    Ines

  4. Der Herr in der Mitte auf dem Titelbild – ich rätsele schon seit dem ersten Kennenlern-Post: Welche Kamera nutzt er da? Man kann es nicht genau erkennen! Ich weiß, ich weiß, es ist eigentlich völlig wurscht, aber wenn einen einmal die Neugier gepackt hat, lässt sie einen nicht mehr los 😀

    By the way: Ein toller Beitrag und richtig schöne Bilder!
    Ganz viel Spaß und Inspiration weiterhin!!
    Greets, der Udo

    1. Ich tippe auch auf Fuji (bin selber begeisterter Fuji-Fotograf), bin mir aber nicht ganz sicher, ansonsten scheint er ja Leica-Nutzer zu sein. Wenn später die Serien gezeigt werden, wird bestimmt auch noch auf das Equipment eingegangen 🙂

  5. Arno Rathgeb

    2 Wochen werden da nicht reichen um alle Eindrücke zu verarbeiten, ich habe bereits 15 Wochen in Vietnam verbracht, überwiegend in Hanoi, da die Familie meiner Frau hier lebt und werde nicht satt das alles zu sehen und zu hören Bilder habe ich über tausend und noch nicht bearbeitet, es kommt also noch einiges auf mich zu.
    ich freue mich schon auf die Zeit wenn ich entgültig in Hanoi leben werde, Wohnung ist jedenfalls schon vorhanden (Goldmark City)