Hanoi
Die Stadt pulsiert. Ich trete aus dem Hotel und bin mitten drin, ein Teil des Flusses, der Bewegung, des Lebens in Hanoi. Zu unruhig, um in Ruhe frühstücken zu gehen, begeben wir uns direkt in die Lebensader der Stadt. Auch wenn ich mich anfangs blockiert gefühlt habe einfach die Kamera raus zu holen und Fotos zu machen, packte mich doch irgendwann der Wunsch festzuhalten, was ich sehe, wahrnehme und mitnehmen möchte. Es sind keine Fotos, die es irgendwann zu zeigen lohnen würde, es ist mehr der Versuch ein Teil meiner Unsicherheit zu lösen, die Blockade zu durchbrechen. Die angestaute Anspannung, die Energie, die das Nadelöhr durchströmen möchte , auch fließen zu lassen, anzufangen, auch wenn ich noch keinen genauen Plan habe, was und wie. Mehr sehen, dieser Wunsch treibt mich an, Perspektiven zu wechseln, der Drang mich zu fokussieren, meinen Weg zu finden nährt die Unruhe und die Selbstzweifel, beflügelt aber auch die Euphorie zu wachsen.
Auf dem Bürgersteig beim Objektivwechsel fällt mir (kurz nachdem ich noch gesagt habe, wie froh ich bin, dass mir noch kein Objektiv runter gefallen ist) eben genau meines herunter. Klar war ich geschockt, die Nervosität spürbar und die Sorge groß, dass es kaputt ist. Letztlich frage ich mich eher, was dieses Ereignis mir sagen möchte. Reduziere dich? Konzentriere dich? Lass auch mal los. Ärgere dich nicht, nimm an was geschieht und gehe weiter. Bleibe nicht stehen, gehe nicht zurück, gehe einfach weiter.
Sehr inspirierende Gespräche mit Steffen und Tanja bei einem extrem leckeren Mittagessen haben mich zusätzlich abgelenkt, ein Stück geerdet und mir das Gefühl gegeben, dass nicht der materielle Besitz den inneren Reichtum nährt.
Und der Gedanke mit nur einem Objektiv diese Reise zu dokumentieren kam in mir auf, nahm Gestalt an und begleitet mich seitdem. Ob ich es wirklich mache, weiß ich noch nicht. Aber reizen tut es mich schon. Steffen propagiert es ja schon lange, doch die Gewohnheit lässt dieses Ohr ja gern taub werden.
Und nun stellt sich die Frage, bin ich so mutig? Bin ich so vernünftig? Lass ich mich wirklich darauf ein? Will ich das? Kann ich das? Schon? Jetzt? Hier?
Ich sitze in meinem Bett und denke mir gerade, ja klar, wenn nicht jetzt damit anfangen, wann dann? Jetzt hätte ich die Chance mich auf eine Sache zu konzentrieren. Auf mein Thema, auf das Land, auf die Menschen, auf meinen Weg.
Ein Versuch wäre es doch wert oder?
Daniela Ponath: http://daniela-ponath.de
Fotos: gemischte Tourschnappis!
Mach! Lass dich darauf ein. Du bist der Zoom oder das zweite/dritte Objektiv. Beweg dich. Geh ran,geh weg. Das wird gut. Ich drück die Daumen
VG Jens