Halong Bay
In Hai Phong hält es uns nicht lange. Noch bevor die Stadt zum Leben erwacht, brechen wir zum Fährhafen auf. Zweimal müssen wir übersetzen, bis wir unsere Zielinsel Cat Ba erreichen. Dass wir extra früh aufgestanden sind, um die Fähre auch ja zu erwischen, stört die Vietnamesen herzlich wenig. So ein Fahrplan ist ja gut und schön, aber man muss sich auch nicht immer streng dran halten. So warten wir vor der zweiten Fähre etwas länger als geplant und haben daher ausgiebig Zeit, die ebenfalls wartenden Vietnamesen zu beobachten, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und ein paar Portraits von Ihnen zu machen.
Angekommen auf Cat Ba, wissen wir sofort, dass sich das Warten gelohnt hat. Wieder einmal zeigt sich die Landschaft in einem neuen Bild und das Grün der Pflanzen leuchtet noch satter als sonst.
In zwei Gruppen nehmen wir zunächst Cat Ba genauer unter die Lupe. Die einen schlendern zum nächstgelegenen Dorf, vorbei an Wasserbüffeln und vielen kleinen, akkurat gepflanzten Gemüsebeeten. Im Dorf wird eine Feier vorbereitet und die Kinder haben gerade Schulpause, der Rest ist Ruhe und Gelassenheit.
Die anderen wandeln auf Steffens Spuren und besteigen zusammen mit ihm den nahezu unbezwingbaren Berg im Naturreservat. Obwohl Steffen geschworen hat, nach der Tour vor drei Jahren nie wieder einen Berg zu erklimmen, macht er sich mit drei Unbeirrbaren auf den Weg. Der gefährliche Aufstieg ist mittlerweile zu einem Spazierpfad ausgebaut und so ist von Einsamkeit auf dem Gipfel nicht mehr die Rede. Selbstverständlich werden die Bilder von damals nachgestellt und ein paar neue hinzugefügt.
Der nächste Tag beginnt gemütlich mit einem Frühstück im Morgennebel. Mit Sack und Pack geht es danach auf unsere eigene Dschunke, mit der wir den Tag durch die Halongbucht schippern. Wir kriegen unsere Kameras gar nicht schnell genug aus den Taschen, so flitzen die Motive schon im Hafen auf uns zu und an uns vorbei. Die Berge ragen einzeln aus dem Wasser, verlieren sich bläulich im Horizont und gewähren den vielen kleinen Hausbooten Schutz und Halt. Nebel hüllt die ganze Szenerie in ein mystisches Licht und auf unseren Gesichtern und Kameras sammeln sich kleine Wassertröpfchen, doch die Sonne vermissen wir in keiner Sekunde. Es ist wie auf den schon so häufig gesehen Bildern, nur noch viel beeindruckender.
Um noch etwas tiefer in die Halongbucht vorzudringen, steigen wir in ein Ruderboot um. Durch einen natürlichen Tunnel in den Bergen gelangen wir in einen kleinen abgetrennten Bereich und genießen einen kurzen Moment der vollkommenen Ruhe, bis sich eine Gruppe Touristen in ihren Kajaks zu uns gesellt. Andere Langnasen außer uns selber haben wir schon lange nicht mehr gesehen, schon gar nicht in dieser Häufung. Da fällt uns erst recht auf, wie tief wir in dieses wundervolle Land eingetaucht sind.
Trotz Umwegen ist der Rückweg viel zu kurz und am Nachmittag haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Glückselig genießen wir noch einen Kaffee am Hafen, dann heißt es langsam Abschied nehmen von der Traumkulisse.
Wir lassen den Tag und ein bisschen auch die Reise bei einem Glas Rotwein am Lagerfeuer ausklingen und stellen uns einmal mehr den wichtigen Fragen des Lebens: Was sind meine Ziele und wie komme ich dahin. Ich kann mir gerade keinen besseren Ort und keine bessere Gesellschaft auf der Welt vorstellen, um das für mich zu beantworten.
Text und Fotos: Jennifer Kipke
Wunderbare Fotos, klasse Sache. Da bekommt man glatt Fernweh 🙂