9
Apr
2016
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Lost in Vietnam..

Heute morgen ging ich verloren, zumindest für kurze Zeit. Nach einer turbulenten Zeit in Hanoi, der abenteuerlichen Fahrt nach Son La und permanent regem Austausch untereinander geht es für uns weiter in Richtung laotischer Grenze. Schon bald nachdem sich unser Bus den Berg aus der Stadt geschoben hat, ändert sich die Landschaft und wird magisch. Berge, deren Dimension kaum zu begreifen, deren Dichtheit und Vielzahl kaum zählbar sind. Schon bald ertönt der erste dừng lại“- Ruf- das vietnamesische Wort für Stop-und Hung, unser prima Fahrer, fährt rechts ran. Grüne Hügel, ein See und ein Wasserbüffel ziehen uns an. Andreas und ich steigen hinab, hinab zum See, wo der kleine Büffel friedlich mampft. Während Andreas sich langsam an den Büffel heranpirscht, pirscht sich an mich eine kleine Frau heran. Sie trägt den typischen Dutt der Muong- Frauen, die den nächsten Teil unsere Strecke mit ihren farbenprächtigen Kopftüchern und Trachten immer wieder begleiten werden. Und sie geht voraus und bedeutet mir, ihr zu folgen. Wir unterhalten uns, wandeln an diesem malerischen See im Morgenlicht in Richtung Dorf. Ich drehe mich noch einmal zu Andreas um, denke, er hat mich gesehen. Neugierig bin ich, wo mag es hingehen? Was mag sie mir zeigen? Von mir wollen? Auch wenn ich schreibe, wir unterhalten uns, heisst dies lange nicht, das ich alles verstehe. Sie auf Vietnamesisch, ich auf Deutsch, eine muntere Plauderei in zwei Sprachen, die dennoch eint. Wie viele aus unserer Gruppe festgestellt haben, ist es viel besser zu reden, als nur zu deuten. Tonfall, Mimik und Gestik tragen ungemein dazu bei, dass man sich versteht. Marc und mir gelang es so sogar später, von einer Reisbäuerin zu erfahren, dass die merkwürdigen pinkfarbenen Kügelchen im Reisfeld Schneckeneier sind. Schon am Tag zuvor halfen diese Gespräche ungemein bei der Kontaktaufnahme bei einer Zuckerrohrernte. Zurück zum Spaziergang mit der fremden Frau, sie nimmt mich mit in ihr Haus und zieht dort ihre Tracht für mich an. Aufgewühlt und aufgeregt fühle ich mich, mein Handy liegt weit weg im Bus und ich habe Andreas doch nur kurz zu gewunken, als ich die Sichtweite der anderen verlies. Hin und her gerissen zwischen Neugier und de schlechten Gewissen der wartenden Truppe gegenüber, mache ich nur rasch ein paar Bilder, renne zurück und drucke noch schnell ein Bild für meine Gefährtin. Ebenfalls eine Geste, um „im Geben“ zu denken, wie Steffen uns immer wieder erklärt. Auf der weiteren Fahrt sollten uns die Muongs immer wieder begleiten, wie auf einem kleinen Markt, wo Anne und ich uns bald mit den Fischhändlerinnen ausschütteten vor Lachen. So prüfen die Damen akribisch meine Armmuskeln und zeigten sich auch sonst überhaupt nicht zurückhaltend, was Körperkontakt angeht. Ein lustiger Morgen, der abgelöst wurde von der traumwandlerischen Weiterfahrt durch magische Passstraßen, einem erfrischenden Bad mit Yannick im Fluss im Schatten der Wasserräder, samt Lerneinheit unterm schattigen Bambus und einem Besuch in einem unwirklich hoch gelegenen Dorf zur Mittagsstunde. Hier überbringen Marc und Yannik dann noch die Klassenfotos, die die erste Gruppe gemacht und im Anschluss entwickelt hat. Ein anrührender Moment, der uns alle tief berührt, da Steffen die ganz besonders herzliche Stimmung sogleich in eine Video festhielt. Und auch sonst setzt sich eine besondere Stimmung in der Gruppe fest, eine gleich getaktete Energie, in der jeder auf den anderen aufpasst, Rücksicht nimmt und jeder sich in allen erdenklichen Konstellationen sehr wohl zu fühlen scheint. Auf das dieses Gefühl unseren weiteren Weg begleiten wird. In der Abenddämmerung erreichten wir schließlich Dien Bien Phu und lassen bei Hot Pot und Schnaps die vergangenen Tage voller Eindrücke, Emotionen und Energie Revue passieren.

Text und Bilder: Katrina Friese

www.katrinafriese.de

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