Alles zurück auf Anfang
Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre es zum Einen diesen Blogbeitrag nicht schreiben zu müssen und zum Anderen die zwei Wochen Abenteuer mindestens zu verdoppeln. Beides hat damit zu tun, dass wir nun wieder auf dem Weg nach Hanoi sind und es damit für uns erst einmal Abschied nehmen heißt. Doch noch haben wir ein paar Minuten, die wir an dieser Stelle zumindest virtuell miteinander verbringen können. Ein letztes Mal also heißt es nun: hinein in den Tourbus. der irgendwie unser fahrendes Wohn-Kinder-Arbeitszimmer geworden ist. Etliche Kilometer haben wir gelacht, Steffen bei der Mindclass gelauscht, das eine oder andere Nickerchen abgehalten (wobei es hier keinen Zusammenhang zum vorherigen Teilsatz gibt), Themen ausdiskutiert, freien Gedanken nachgehangen und immer wieder für Ordnung und Unordnung gesorgt.
Eine knappe Stunde hatten wir vorher Zeit die Halong Bay zu verlassen, frei jedweden Sonnenscheins und dadurch wunderbar mystisch. Bei Sonne kann ja schliesslich jeder
Wieder eine neue Strecke, vorbei an kleineren Städten, die sich mit dem Abbau von Kohle befassen und dadurch ziemlich staubig wirkten und der Himmel einfach nur eine dumpfe graue Masse. Passend zu unserer Stimmung, die doch etwas verhaltener wurde.
Die Ankunft in Hanoi war seltsam. Plötzlich wirkte die Stadt doch viel viel voller als bei unserer ersten Einkehr… Und hat sich die Anzahl der Touristen in den letzten 2 Wochen glatt verdoppelt? Plötzlich sah man überall nur Langnasen, mit hochgezogenen Socken in den Trekkingsandalen, den Reiseführer unterm Arm und eher missmutig lauernd darauf, dass die Mopeds und Fahrräder eine Lücke zum Überqueren der Straße bieten würden? Überall Stau und wir waren recht froh, dass wir dann im Viethouse wieder eintrudeln konnten – fast wie zu Hause ankommen. Heiko und Ly hatten wieder mal alles perfekt vorbereitet – und: es gab eine Riesenüberraschung für uns alle. Die ich – so schwer es mir auch fällt – nicht verraten werde. Denn unsere nachfolgenden Abenteurer sollen ja nicht alles wissen.
Auf alle Fälle ging es mit Gelassenheit zum Essen und der anschließenden Bildbesprechung. Auch darüber verliere ich hier keine Worte – dazu wird Steffen viel intensiver und genauer schreiben können als ich. Vorbei sind zwei lange und intensive Wochen mit sechs Fotografen. Die alle an den gleichen Spots waren und trotzdem mit unterschiedlichsten Perspektiven gesehen und verstanden haben.
Für Ralf stand das Thema „Augen-Blicke“ im Vordergrund und er schaffte es tatsächlich, dass statt dem gewohnten Unterricht plötzlich echter Kontakt mit Langnasen entstand:
Tanja war unsere Expertin für den traditionellen Reishut, über den es viele tolle Momente gibt – hier ist ihr Lieblingsanblick:
Jennifer widmete sich natürlich auch fotografisch voller Leidenschaft dem Thema Essen und konnte dabei schon nahezu sinnliche Momente mitten im Treiben eines lebhaften Marktes festhalten:
Jürgen – unser Leica-Man hat sicherlich die meisten Bilder nicht zur zu seinem Thema, sondern auch an Portraits. Dieser Lieblingsmoment entstand in einem Haus noch mitten in der Gegend um Dien Bien Phu.
Daniela – vor ihrem Spiegel war niemand sicher und so entstanden ganz viele wunderbare und intensive Eindrücke. Der Schönste ist hier zu sehen:
Ich selbst habe mich immer und immer wieder in die Schlafräume vorgewagt und einer der coolsten Momente war der, als zu sehen war, dass selbst der Fährmann seinen Arbeitsplatz auch als Schlafplatz nutzt – obwohl es nur um eine sehr kurze Fahrt ging:
Was auf jeden Fall in den 2 Wochen passierte, ist die Tatsache, dass überall echter Kontakt entstand. Da war nicht bloß einfach Draufhalten angesagt – sondern immer im Hinterkopf das Gelernte: „im Geben denken“. Aus dem Grund wurde das eine oder andere Mal die Kamera gar nicht erst eingeschaltet und stattdessen lieber auf ein Foto verzichtet. Es passt halt nicht immer. Auch das gilt es Fotograf zu lernen und auszuhalten.
Steffen, Ly und Heiko haben uns ein wunderbares Stück Asien gezeigt. Haben uns Beobachten beigebracht, Verstehen gelehrt und uns Dinge ausprobieren lassen, die manchen an seine Grenzen gebracht haben. Immer in leisen Tönen und sich fest einbrennend in das Hirn.
Allein die Tatsache, dass unsere Rückkehr nach Hanoi, die Stadt in der alles begann, sich „plötzlich“ ganz anders anfühlte, zeugt von der Nachhaltigkeit der ausgedachten und echt erlebten Route.
Weil wir eben nicht als normale Touris mit hochgezogenen Socken unterwegs waren. Sondern mit Neugier und Bewusstsein. Und – um es den anderen Abenteurern schon mal vorweg zu nehmen – mit viel zu viel Equipment. Eigentlich wollten wir noch einen „Kameraporno“ abliefern – den visuellen Vergleich zwischen mitgeschlepptem und tatsächlich genutztem Equipment. Aber irgendwie fehlte dann doch die Zeit.
Danke Vietnam für dein Vertrauen.
Danke Steffen für deinen Mut, eine solche Reise ins Leben zu rufen.
Danke Ly und Heiko für die tolle Umsetzung in sämtlichen organisatorischen Punkten. Selbst an Mückenspray, Magengedöns und den Kaffee für zwischendurch habt ihr gedacht.
Danke an unseren Fahrer Nhung, der manchmal in unser Lachen mit einstimmte, obwohl er unsere Sprache nicht verstand.
Und euch Danke für das Mitlesen und dadurch Mitbegleiten.
Abenteuer Vietnam – du hast uns ganz schön den Kopf gewaschen, die Herzen geöffnet und dafür gesorgt, die Welt neu durch alte Linsen zu betrachten.
tạm biệt – cảm ơn cho thời gian tốt
Text: Kerstin Petermann (http://www.kerstin-petermann.de)
Fotos von den Teilnehmern